Farbbogen

Kinder sinnvoll aufs Leben vorbereiten. Das ist KRAFT.

Über Magische Momente und Herausforderungen im Erzieher/innen-Alltag, Teil 2

Praktische Tipps und Strategien

- Interview mit Lisa Lapp, Erzieherin -

 

Im letzten Teil des Interviews hat Lisa uns erklärt, wie viel eine gute Beziehung zum Kind verändern kann. Heute erzählt sie uns, wie sie ganz praktisch mit Magic Moments und Herausforderungen umgeht:


Letztes Mal hast du uns von der Sehnsucht erzählt, die du in den Kindern wecken möchtest und von einem persönlichen Magic Moment. Wie sieht das Reproduzieren solcher Momente ganz praktisch aus?

Mir ist es wichtig, dass die Kinder mit allen Sinnen erleben und begreifen. Deswegen ist es mir ein besonderes Anliegen aus einem Thema wirklich alles herauszuholen. Mein Ziel ist, dass die Kinder die Themen und Materialien in der Tiefe erleben.
So kann man den Dingen einfach besser auf den Grund gehen.
Kinder in der Krippe entdecken die Welt noch mit allen Sinnen und mit ihrem ganzen Körper. Und da der Alltag der Kinder vom Privaten her auch schon sehr voll ist, ist es einfach sinnvoll einmal länger an einer Sache dran zu bleiben. Geduld zu haben, mehr mit den Kindern zu erfahren. So wird der Alltag etwas ruhiger.

Wie lange nehmt ihr dann so ein Thema durch und wie sieht das tief gehen aus?

Wir haben beispielsweise in einem Vierteljahr nur die vier Grundfarben durchgenommen. Das heißt, drei Wochen lang ging es zum Beispiel nur um die Farbe Rot, dann nur um Gelb, usw.
Das gestaltet sich dann so, dass wir schauen was in unserem Gruppenraum alles rot ist oder wer etwas Rotes an hat. Wir lassen rote Gegenstände von zu Hause mitbringen oder kommen an einem Tag alle in der Farbe Rot gekleidet. Basteln, Lebensmittel – irgendwie wird das alles in Rot gestaltet. Auch der Sportunterricht wird entsprechend der Farbe angepasst oder wir gehen auf Entdeckungstour in der Natur - nach rotem Leben - sozusagen.


Du hattest beim letzten Mal auch schon über Herausforderungen gesprochen. Welche Strategien hast du denn entwickelt, um mit diesen Herausforderungen umzugehen?

Ich möchte die Freude der Kinder mehr und mehr selber aufnehmen und die Leichtigkeit von ihnen übernehmen.

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Also jeden Tag aufs Neue anschauen - so wie die Kinder das eben machen. Sie grübeln nicht „Was war gestern und vorgestern?“
Sie nehmen jeden Tag als einen neuen Tag an. Sie kommen mit der Einstellung: „Ich bin heute da - was wird heute gemacht?“.
Jeder Tag bekommt so eine neue Chance von den Kindern.
Und genau diese kindliche Leichtigkeit möchte ich selber als Strategie anwenden. Die Freude über den heutigen, jetzigen Tag – die jetzige Situation.
Das klappt mal mehr und mal weniger, aber dieses typische Ding von uns Erwachsenen, dieses vor und zurück grübeln – das hilft mir auch nicht wirklich weiter.
Deswegen können mir die Kinder hier schon Vorbilder sein.
Die Kinder sind eben sauer für den Moment, in dem sie sauer sind und zwei Minuten später ist es wieder gut. Bei Kindern ist das einfach normal.

Sag mal, da wir jetzt ja noch relativ am Anfang des Neuen Jahres stehen: Wie feiert ihr in der Krippe denn den Abschluss des alten Jahres und den Start in das neue Jahr?
Habt ihr da schon eure eigene Tradition gefunden?

Wir feiern Weihnachten, aber wir feiern das alte Jahr nicht. Dafür sind die Kinder noch zu klein. Das können sie noch nicht wirklich greifen.
Aber wir haben tatsächlich ein kleines Ritual nach den Ferien:
Ich bringe Bildkarten mit unterschiedlichen Motiven mit. Damit gebe ich den Kindern einen Anreiz, auf ihre Art und Weise von den Ferien zu erzählen. Man kann einen Zweijährigen ja nicht fragen „Wie waren deine Ferien?“ – das wäre viel zu weit weg und zu groß für ihn. Also helfe ich ihm mit den Bildkarten. Wenn ich dann einen Weihnachtsbaum zeige und frage „Hast du so einen Baum auch zu Hause gehabt?“ – Dann kommt als Antwort „Ja, Auto.“ Und dann weiß man, dass unter dem Baum noch ein Auto lag.
So entstehen kleine Gespräche über unsere Erlebnisse in den Ferien.

Wir kennen ja alle die Herausforderung mit den Vorsätzen zum Neuen Jahr: Gute Vorsätze sind gefasst, aber an der Umsetzung und dem Durchhaltevermögen scheitert es oftmals.

Hast du Strategien, die dir helfen, deine Vorsätze im Erzieher-Alltag durchzuziehen?

Also – egal wo man arbeitet:
Man hat ja immer irgendwelche Vorsätze, zum Beispiel die eigenen Werte und sich selber in dem Ganzen nicht zu verlieren.
Mir persönlich hilft Folgendes:

  1. Es ist mir unglaublich wichtig, mich mit meinem Team zu treffen und Gespräche zu haben. Auch gerne mal außerhalb der Arbeitszeiten. Ich persönlich schätze so etwas total. Nur so weiß ich wirklich, wie es dem Anderen gerade geht. So kann ich einfach leichter arbeiten.

  2. Mir hilft auch eine genaue Planung. Es ist mir wichtig, dass wir im Team die kurz- und langfristigen Ziele kennen. Für unsere Gruppe, für einzelne Kinder oder auch für unsere eigenen Wünsche und Stärken, die wir ja auch irgendwie einbringen möchten. Dafür braucht es eine klare Planung, damit jeder im Team darin vorkommt und es jedem gut geht.
    Mir ist sehr wichtig, dass es auch uns gut geht und nicht ausschließlich den Kindern. Denn ich glaube den Kindern geht es nur gut, wenn es auch den Erziehern gut geht.

  3. Post-its im Kalender, die mich an meine Vorsätze erinnern


Viele Menschen trennen beruflich und privat ja gerne und rigoros. Warum legst du so viel Wert auf regelmäßige Treffen mit deinem Team sogar außerhalb der Arbeitszeiten?

Als Pädagoge bekommt man eben Einiges ab und da ist es wichtig, dass man das miteinander auffangen und tragen kann.
Wenn ich weiß, dass es meiner Kollegin gerade schon privat schlecht geht, dann übernehme ich eben das schwierige Gespräch und lasse sie mal kurz durchatmen.
Da schützen und schätzen wir uns gegenseitig – das ist total wichtig für mich.

Zum Abschluss: Was möchtest du den Leserinnen und Lesern unseres Blogs für das Jahr 2020 gerne weitergeben?

Weil es alle meine Sinne und mich als Ganzes umfasst, ist mir dieses Zitat besonders wichtig:

"Nutze Deine Stimme für Freundlichkeit,
Deine Ohren für Mitgefühl,
Deine Hände für Geborgenheit,
Deinen Verstand für die Wahrheit und
Dein Herz für die Liebe."


In diesem Sinne: Vielen Dank Lisa für deine Offenheit und Ehrlichkeit!

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